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1994: Wie alles anfing

Inklusion von Anfang an

1992 sieht Marlis Nießen den Kinderzirkus Maroni in Bad Boll und ist begeistert. Zwei Jahre brütet sie, dann weiß sie, was sie macht: einen Kinder- und Jugendzirkus gründen! Eine Freundin, Susanne Baumgartner, findet Gefallen an der Idee und steigt als Trainerin mit ein. Das Thema Inklusion ist von Anfang an zentraler Baustein des Projekts:

"Der Kinderzirkus Zambaioni ist für alle Kinder und Jugendlichen von 8 bis 18 Jahren offen. Besondere Fertigkeiten werden nicht verlangt. Der Zirkus versteht sich als ein sozial-, sport- und kulturpädagogisch integratives Projekt, das körperlich, geistig und sozial benachteiligte Kinder in einer ausgewogenen Altersschichtung mit einbeziehen möchte." (Konzeption 1994)

Am 13. April 1994 findet im Kindertheater Teo Tiger in Tübingen-Lustnau, Dorfackerstraße 12, das erste Zambaioni-Training mit 25 Kindern statt, im Sommer das erste Trainingslager auf dem Marienhof bei Rottenburg und am 28. August der erste Auftritt mit 25 Kindern auf einer Streuobstwiese in Walddorfhäslach. Das Zirkusorchester wird gegründet: Martin Puhm (Geige), Niki Nießen (Schlagzeug), Adrian Oswalt (Akkordeon); die restliche Begleitmusik kommt aus dem Autoradio oder dem Kassettenrecorder. Hier berichtet Marlis Nießens' Partner aus dem "Backstage-Bereich", wie eins zum anderen kam.


Von der Idee zur ersten Aufführung

von Uli Schlude-Nießen

Natürlich kann es bei einem Projekt, an dem so viele Menschen mit Herzblut beteiligt waren und sind, nicht nur eine Entstehungsgeschichte geben. Ich versuche im Folgenden, ein paar Erinnerungen hervorzukramen aus meiner Perspektive als mitbetroffener Partner der Zirkus-Gründerin Marlis Nießen, als Zirkus-Vater und als Langzeit-Fan.

Die Magie des Anfangs

Marlis Nießen (1996)Marlis Nießen (1996)Damit etwas so Lebendiges, Nachhaltiges, Begeisterndes entstehen kann wie der Zirkus Zambaioni, bedurfte es vieler Faktoren: einer Idee oder Vision, die in einem Hirn oder in mehreren Köpfen zündet, der Resonanz von begeisterungsfähigen Gleichgesinnten, fruchtbarer Kontakte, räumlicher Gelegenheiten, eines irgendwie richtigen Zeitpunktes und des Zufalls. Oder vielleicht besser gesagt: Magie war gefragt. So lässt sich – nicht nur für den Anfang der Zirkusgeschichte – das berühmte Hesse-Zitat bemühen: "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt, und der uns hilft zu leben."

Für mich begann die Zambaioni-Geschichte mit einer zunehmend nachdenklichen Ehegattin. Nach dem Aufbau einer alternativen "Beratungsstelle für Geburt und Eltern-Sein" im damals noch in Lustnau angesiedelten, von ihr mitgegründeten Zentrum für Tanz, Therapie und Gestaltung schien sich ihr Interesse an Schwangerschafts- und Säuglings-Fragen allmählich etwas zu verlagern. Und eines Tages überraschte sie die Familie mit der Mitteilung, sie wolle jetzt einen Zirkus aufmachen – für sie eine stimmige Weiterentwicklung ihrer Auseinandersetzung mit Tanz-, Theater- und Bewegungspädagogik. Sicher nicht zufällig hieß der Trägerverein der Beratungsstelle, bei dem dann der Jugendzirkus zunächst unterkam, "Familie in Bewegung e.V.".

Zirkus Maroni als "Geburtshelfer"...

Meine Reaktion fiel angesichts der erwartbaren familiären Umtriebe und finanziellen Dürftigkeiten allerdings ausgesprochen zurückhaltend aus. Aber wie in der Folge viele andere Menschen hatte ich dem Charisma meiner von der Zirkus-Idee beseelten Frau wenig entgegenzusetzen. Wider alle Skepsis erwies sich der Wind of Change der 1990er-Jahre als günstig. In der durch den gesellschaftlichen Wandel bedingten Krise herkömmlicher Jugend-/Freizeit-Kultur in Vereinen, Schulen und Kirchengemeinden entwickelten sich verschiedenste alternative Angebote, darunter in mehreren Städten auch Zirkusprojekte, die es dann erst einmal zu besichtigen galt und von denen viel zu lernen war.

Ich erinnere mich vor allem an die faszinierenden Eindrücke von einem Festival in Freiburg und an einen bedeutsamen Besuch beim Zirkus Maroni in Bad Boll, wo Marlis eine Zirkus-Mutter kennenlernte, die sich eben anschickte, nach Tübingen umzuziehen (Dorothee von Dobeneck / Küppers, Anm. d. Red.). Neben ermutigender eigener Erfahrung brachte sie auch zwei Söhne mit, die sich – der eine schon als Trainer, der andere als Mitglied des ersten Ensembles (er wurde später Profi-Artist und Filmemacher; Benjamin von Dobeneck, Anm. d. Red.) – in das Projekt einbrachten. Dorothee Küppers engagierte sich dann auch als Vorsitzende des Träger-Vereins.

Begeisterte Waldorf-Eltern

Über sie ergab sich auch der Kontakt zu einem Organisationsberater, der als ehemaliger Zirkusleiter nicht nur wertvolle Hinweise beisteuerte, wie man sich Zuschüsse für eine Erstausstattung an Zirkusrequisiten erschließen konnte, sondern gegen ein stattliches Honorar auch half, "naive" Anfangsfehler, wie sie beim Aufbau vorhergehender Projekte noch geschehen waren, zu minimieren. Er empfahl auch die Jugendstiftung Baden-Württemberg, welche Einräder, Matten, Laufkugeln etc. erfreulich großzügig finanzierte und überdies auch als fachliche Begleiterin zur Verfügung stand.

Je mächtiger die Zirkus-Idee ins richtige Leben drängte, desto konkreter stellten sich die Fragen nach den Rahmenbedingungen. Es lag nahe, erste Lösungen im Umfeld unseres damaligen Familienalltags zu suchen: Unsere Kinder waren in der Waldorfschule. Bei den Klasseneltern dort stieß die Initiative schnell auf Zustimmung und bald fanden sich, aber nicht nur da, die ersten 25 Möchtegern-Artist*innen zu den ersten Trainings zusammen. (Die Teilnehmer*innenzahl hatte man bewusst eingeschränkt.) Die tätige Begeisterung der beteiligten Familien trug damals wesentlich dazu bei, dass das Projekt in seinen Grundzügen eine nachhaltige Gestalt annahm.

Marienhof und Heuberger Hof

v.l.n.r.: Gernot Hürtdörfer, Marlis Niessen, Susanne Baumgartnerv.l.n.r.: Gernot Hürtdörfer, Marlis Niessen, Susanne BaumgartnerKlaus Ruckgaber vom Kindertheater Teo Tiger teilte von Anfang an die Zirkusbegeisterung und war neben Marlis der erste Trainer. In seinem Theaterraum im Lustnauer "Zentrum" und auf einer Schulwiese nebendran wurde ab April 1994 für die ersten Aufführungen gelernt und geprobt. Im Umfeld des Zentrums stieß damals auch schon Susanne Baumgartner dazu und fand schnell Gefallen an ihrem bis heute andauernden Engagement.

Trainiert wurde auch auf dem "Marienhof" bei Rottenburg, wo unser Islandpferd Faxi stand und sich zunächst gutmütig in das neue Projekt einbinden ließ. Der damalige Hofbesitzer, Martin Schraivogel, wurde von Marlis leicht dafür gewonnen, ein überaus wohlwollender und rühriger Gastgeber zu werden – bei allen Zumutungen, die dann später die langjährige Aufführungspraxis auf dem Hof mit sich brachte. Ebenfalls über den Reiterhof verstärkte sich der Kontakt mit Eckart Geiger vom benachbarten Heuberger Hof, der den Zambaionis ein Material-Lager und – in einem umgebauten Hühnerstall – für viele Jahre den Raum für das Zirkusbüro bereitstellte.

Das Kind braucht einen Namen!

Und noch bevor im ersten Jahr Aufführungen vorbereitet und Mut machend zu ihren jeweiligen Schluss-Paraden gebracht wurden, musste das Zirkus-Kind schließlich auch einen Namen haben. Das Ensemble einigte sich auf Zambaioni – mit einem Anklang von "Ramba-Zamba" und mit Bezug zu der italienischen Gaukler-Familiendynastie Baionelli. Rasch fand das neue Zauberwort Resonanz in den Ohren und Herzen aller Beteiligten.

Getragen von diesem Klang entwickelten sich Programme und Strukturen, Technik und Logistik, das Miteinander von Ehrenamtlichen und "Profis", das Lernen aus Fehlern und die bis heute tragenden Rituale und Gewohnheiten – gefasst in zahllosen erzählten oder unerzählten Erinnerungen – immer wieder einmündend in den Moment, in dem sich zur nächsten Premiere der Vorhang öffnet.

Licht vom Himmel und Musik aus dem Ghettoblaster

1995, ein gutes Jahr nach der datierbaren Geburt von Marlis‘ Idee, kam es dann zu der ersten, groß angekündigten Aufführung unter freiem Himmel auf der Reitbahn des Marienhofs. Nicht anders als heute gab es auch damals das Staunen über die Entwicklungsschritte der Artist*innen, das Leuchten in den Augen der Eltern und Kinder, die Spannung und Begeisterung des Publikums.

Die Beleuchtung verdankte sich direkt der Sonne und die Lichteffekte dem Wolkenhimmel. Neben dem noch kleinen, unverstärkten Orchester bestand die Tonregie aus dem Bemühen, dem voll aufgedrehten Ghettoblaster eine Lautstärke abzugewinnen, die bis zum anderen Ende des Manegenrunds reichte, und rechtzeitig auf der richtigen CD die richtige Nummer anzusteuern.

Schon im Jahr darauf wurden Eltern, Trainer*innen und Leitung mit der ersten Zeltaufführung an ihre Grenzen gebracht. Vieles musste zum ersten Mal bedacht und entschieden werden. Nach aller Spannung und Aufregung wölbte sich dann die Kuppel eines – damals noch geliehenen – "richtigen" Zirkuszeltes über den Akteur*innen und schied von der Welt draußen einen Raum des Zauberhaften – ebenso flüchtig wie anhaltend wunderbar.

Uli Schlude-Nießen ist der Partner der Zirkus-Gründerin Marlis Nießen und war selbst viele Jahre als Zirkus-Vater aktiv. Diesen Artikel schrieb er für die Zirkus-Chronik "Zambaioni Evolutioni" , die 2019 anlässlich des 25-jährigen Zambaioni-Jubiläums veröffentlicht wurde.


Inklusion von Anfang an

1992 sieht Marlis Nießen den Kinderzirkus Maroni in Bad Boll und ist begeistert. Zwei Jahre brütet sie, dann weiß sie, was sie macht: einen Kinder- und Jugendzirkus gründen! Eine Freundin, Susanne Baumgartner, findet Gefallen an der Idee und steigt als Trainerin mit ein. Das Thema Inklusion ist von Anfang an zentraler Baustein des Projekts:

"Der Kinderzirkus Zambaioni ist für alle Kinder und Jugendlichen von 8 bis 18 Jahren offen. Besondere Fertigkeiten werden nicht verlangt. Der Zirkus versteht sich als ein sozial-, sport- und kulturpädagogisch integratives Projekt, das körperlich, geistig und sozial benachteiligte Kinder in einer ausgewogenen Altersschichtung mit einbeziehen möchte." (Konzeption 1994)

Am 13. April 1994 findet im Kindertheater Teo Tiger in Tübingen-Lustnau, Dorfackerstraße 12, das erste Zambaioni-Training mit 25 Kindern statt, im Sommer das erste Trainingslager auf dem Marienhof bei Rottenburg und am 28. August der erste Auftritt mit 25 Kindern auf einer Streuobstwiese in Walddorfhäslach. Das Zirkusorchester wird gegründet: Martin Puhm (Geige), Niki Nießen (Schlagzeug), Adrian Oswalt (Akkordeon); die restliche Begleitmusik kommt aus dem Autoradio oder dem Kassettenrecorder. Hier berichtet Marlis Nießens' Partner aus dem "Backstage-Bereich", wie eins zum anderen kam.


Von der Idee zur ersten Aufführung

von Uli Schlude-Nießen

Natürlich kann es bei einem Projekt, an dem so viele Menschen mit Herzblut beteiligt waren und sind, nicht nur eine Entstehungsgeschichte geben. Ich versuche im Folgenden, ein paar Erinnerungen hervorzukramen aus meiner Perspektive als mitbetroffener Partner der Zirkus-Gründerin Marlis Nießen, als Zirkus-Vater und als Langzeit-Fan.

Die Magie des Anfangs

Marlis Nießen (1996)Marlis Nießen (1996)Damit etwas so Lebendiges, Nachhaltiges, Begeisterndes entstehen kann wie der Zirkus Zambaioni, bedurfte es vieler Faktoren: einer Idee oder Vision, die in einem Hirn oder in mehreren Köpfen zündet, der Resonanz von begeisterungsfähigen Gleichgesinnten, fruchtbarer Kontakte, räumlicher Gelegenheiten, eines irgendwie richtigen Zeitpunktes und des Zufalls. Oder vielleicht besser gesagt: Magie war gefragt. So lässt sich – nicht nur für den Anfang der Zirkusgeschichte – das berühmte Hesse-Zitat bemühen: "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt, und der uns hilft zu leben."

Für mich begann die Zambaioni-Geschichte mit einer zunehmend nachdenklichen Ehegattin. Nach dem Aufbau einer alternativen "Beratungsstelle für Geburt und Eltern-Sein" im damals noch in Lustnau angesiedelten, von ihr mitgegründeten Zentrum für Tanz, Therapie und Gestaltung schien sich ihr Interesse an Schwangerschafts- und Säuglings-Fragen allmählich etwas zu verlagern. Und eines Tages überraschte sie die Familie mit der Mitteilung, sie wolle jetzt einen Zirkus aufmachen – für sie eine stimmige Weiterentwicklung ihrer Auseinandersetzung mit Tanz-, Theater- und Bewegungspädagogik. Sicher nicht zufällig hieß der Trägerverein der Beratungsstelle, bei dem dann der Jugendzirkus zunächst unterkam, "Familie in Bewegung e.V.".

Zirkus Maroni als "Geburtshelfer"...

Meine Reaktion fiel angesichts der erwartbaren familiären Umtriebe und finanziellen Dürftigkeiten allerdings ausgesprochen zurückhaltend aus. Aber wie in der Folge viele andere Menschen hatte ich dem Charisma meiner von der Zirkus-Idee beseelten Frau wenig entgegenzusetzen. Wider alle Skepsis erwies sich der Wind of Change der 1990er-Jahre als günstig. In der durch den gesellschaftlichen Wandel bedingten Krise herkömmlicher Jugend-/Freizeit-Kultur in Vereinen, Schulen und Kirchengemeinden entwickelten sich verschiedenste alternative Angebote, darunter in mehreren Städten auch Zirkusprojekte, die es dann erst einmal zu besichtigen galt und von denen viel zu lernen war.

Ich erinnere mich vor allem an die faszinierenden Eindrücke von einem Festival in Freiburg und an einen bedeutsamen Besuch beim Zirkus Maroni in Bad Boll, wo Marlis eine Zirkus-Mutter kennenlernte, die sich eben anschickte, nach Tübingen umzuziehen (Dorothee von Dobeneck / Küppers, Anm. d. Red.). Neben ermutigender eigener Erfahrung brachte sie auch zwei Söhne mit, die sich – der eine schon als Trainer, der andere als Mitglied des ersten Ensembles (er wurde später Profi-Artist und Filmemacher; Benjamin von Dobeneck, Anm. d. Red.) – in das Projekt einbrachten. Dorothee Küppers engagierte sich dann auch als Vorsitzende des Träger-Vereins.

Begeisterte Waldorf-Eltern

Über sie ergab sich auch der Kontakt zu einem Organisationsberater, der als ehemaliger Zirkusleiter nicht nur wertvolle Hinweise beisteuerte, wie man sich Zuschüsse für eine Erstausstattung an Zirkusrequisiten erschließen konnte, sondern gegen ein stattliches Honorar auch half, "naive" Anfangsfehler, wie sie beim Aufbau vorhergehender Projekte noch geschehen waren, zu minimieren. Er empfahl auch die Jugendstiftung Baden-Württemberg, welche Einräder, Matten, Laufkugeln etc. erfreulich großzügig finanzierte und überdies auch als fachliche Begleiterin zur Verfügung stand.

Je mächtiger die Zirkus-Idee ins richtige Leben drängte, desto konkreter stellten sich die Fragen nach den Rahmenbedingungen. Es lag nahe, erste Lösungen im Umfeld unseres damaligen Familienalltags zu suchen: Unsere Kinder waren in der Waldorfschule. Bei den Klasseneltern dort stieß die Initiative schnell auf Zustimmung und bald fanden sich, aber nicht nur da, die ersten 25 Möchtegern-Artist*innen zu den ersten Trainings zusammen. (Die Teilnehmer*innenzahl hatte man bewusst eingeschränkt.) Die tätige Begeisterung der beteiligten Familien trug damals wesentlich dazu bei, dass das Projekt in seinen Grundzügen eine nachhaltige Gestalt annahm.

Marienhof und Heuberger Hof

v.l.n.r.: Gernot Hürtdörfer, Marlis Niessen, Susanne Baumgartnerv.l.n.r.: Gernot Hürtdörfer, Marlis Niessen, Susanne BaumgartnerKlaus Ruckgaber vom Kindertheater Teo Tiger teilte von Anfang an die Zirkusbegeisterung und war neben Marlis der erste Trainer. In seinem Theaterraum im Lustnauer "Zentrum" und auf einer Schulwiese nebendran wurde ab April 1994 für die ersten Aufführungen gelernt und geprobt. Im Umfeld des Zentrums stieß damals auch schon Susanne Baumgartner dazu und fand schnell Gefallen an ihrem bis heute andauernden Engagement.

Trainiert wurde auch auf dem "Marienhof" bei Rottenburg, wo unser Islandpferd Faxi stand und sich zunächst gutmütig in das neue Projekt einbinden ließ. Der damalige Hofbesitzer, Martin Schraivogel, wurde von Marlis leicht dafür gewonnen, ein überaus wohlwollender und rühriger Gastgeber zu werden – bei allen Zumutungen, die dann später die langjährige Aufführungspraxis auf dem Hof mit sich brachte. Ebenfalls über den Reiterhof verstärkte sich der Kontakt mit Eckart Geiger vom benachbarten Heuberger Hof, der den Zambaionis ein Material-Lager und – in einem umgebauten Hühnerstall – für viele Jahre den Raum für das Zirkusbüro bereitstellte.

Das Kind braucht einen Namen!

Und noch bevor im ersten Jahr Aufführungen vorbereitet und Mut machend zu ihren jeweiligen Schluss-Paraden gebracht wurden, musste das Zirkus-Kind schließlich auch einen Namen haben. Das Ensemble einigte sich auf Zambaioni – mit einem Anklang von "Ramba-Zamba" und mit Bezug zu der italienischen Gaukler-Familiendynastie Baionelli. Rasch fand das neue Zauberwort Resonanz in den Ohren und Herzen aller Beteiligten.

Getragen von diesem Klang entwickelten sich Programme und Strukturen, Technik und Logistik, das Miteinander von Ehrenamtlichen und "Profis", das Lernen aus Fehlern und die bis heute tragenden Rituale und Gewohnheiten – gefasst in zahllosen erzählten oder unerzählten Erinnerungen – immer wieder einmündend in den Moment, in dem sich zur nächsten Premiere der Vorhang öffnet.

Licht vom Himmel und Musik aus dem Ghettoblaster

1995, ein gutes Jahr nach der datierbaren Geburt von Marlis‘ Idee, kam es dann zu der ersten, groß angekündigten Aufführung unter freiem Himmel auf der Reitbahn des Marienhofs. Nicht anders als heute gab es auch damals das Staunen über die Entwicklungsschritte der Artist*innen, das Leuchten in den Augen der Eltern und Kinder, die Spannung und Begeisterung des Publikums.

Die Beleuchtung verdankte sich direkt der Sonne und die Lichteffekte dem Wolkenhimmel. Neben dem noch kleinen, unverstärkten Orchester bestand die Tonregie aus dem Bemühen, dem voll aufgedrehten Ghettoblaster eine Lautstärke abzugewinnen, die bis zum anderen Ende des Manegenrunds reichte, und rechtzeitig auf der richtigen CD die richtige Nummer anzusteuern.

Schon im Jahr darauf wurden Eltern, Trainer*innen und Leitung mit der ersten Zeltaufführung an ihre Grenzen gebracht. Vieles musste zum ersten Mal bedacht und entschieden werden. Nach aller Spannung und Aufregung wölbte sich dann die Kuppel eines – damals noch geliehenen – "richtigen" Zirkuszeltes über den Akteur*innen und schied von der Welt draußen einen Raum des Zauberhaften – ebenso flüchtig wie anhaltend wunderbar.

Uli Schlude-Nießen ist der Partner der Zirkus-Gründerin Marlis Nießen und war selbst viele Jahre als Zirkus-Vater aktiv. Diesen Artikel schrieb er für die Zirkus-Chronik "Zambaioni Evolutioni" , die 2019 anlässlich des 25-jährigen Zambaioni-Jubiläums veröffentlicht wurde.


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Häufige Fragen (FAQ)

Wie melde ich mein Kind zum Zirkuskurs an? Gibt es Ermäßigungen? Finden die Kurse auch in den Ferien statt? Wie komme ich an Eintrittskarten? Wie lange dauert eine Zeltvorstellung?

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